Orgelportrait

Große Orgel der ehem. Jesuitenkirche Heidelberg, Steinmeyer 1954-56 (55/3/P)

Zollingerhalle | konzertfähig

Über das Instrument

Die große Steinmeyer-Orgel aus der Heidelberger ehemaligen Jesuitenkirche ist das „Flaggschiff“ unter den Orgeln der Zollingerhalle, 2003 hierher übertragen. Dreimanualig ist sie mit 55 Registern die nach der Heldenorgel in Kufstein derzeit zweitgrößte Orgel im Oberland südlich von München und übertrifft wohl auch in der Differenziertheit des Klangbildes viele neu gebaute Schleifladeninstrumente.

1954-56 von Steinmeyer erbaut, ist sie in komplettem Umfang – lediglich mit Einkürzung der höchsten Prospektpfeifen – auf der Westempore der Zollingerhalle eingefügt worden. Die Orgel besitzt etwa zur Hälfte leise Register, welche in ihrer Feinheit durch die Akustik der Zollingerhalle bestens zur Wirkung kommen; in ihrem Prinzipalaufbau, mit neun (!) 16′-Registern ist sie jedoch ein machtvolles Klangwerk. Steinmeyer hat pietätvoll verschiedene Register der Vorgängerorgel von Voit-Durlach aus der Zeit um 1875 übernommen. Die Orgel besitzt einen ergonomisch optimal gestalteten Spieltisch und ist nach Aussage von Steinmeyer-Mitarbeitern, die sie in Heidelberg warteten, ein „äußerst gutmütiges Instrument“, d. h., dass es wenige Störungen und Problemfälle gibt.

Außerdem ist die Orgel für uns in technischer Hinsicht besonders aussagekräftig: Sie gilt weltweit als erste Großorgel, die auf Magazinbälge verzichtete, da dank der leistungskräftigeren Winderzeugungsmotoren nicht mehr so viel Luftvorrat wie in früheren muskelbetriebenen Magazinbälgen notwendig war (Magazin hier im Sinn von Luftvorrat). Da aber im Extremfall mit Staccatobespielung in den tiefen, luftdruckintensiven Registern ein Zittern des Orgelwindes nicht auszuschließen gewesen wäre, hat Steinmeyer an jede der 15 Windladen einen mit Stahlfedern ausgestatteten Ausgleichsbalg konstruiert – eine technische Weltpremiere, die sich durchgesetzt hat.

Diese Orgel wird bei Führungen derzeit als Abschlussmusik vorgeführt und reißt die Zuhörer zu regelrechtem Begeisterungsapplaus hin. Ihre Disposition und ihr Klangbild auf CD ist neben zahlreichen Bebilderungen ihres Innenlebens auch in der Broschüre „Die Zollingerhalle“ zu finden:

Disposition

Hauptwerk / I. Manual C bis g“‘

Prinzipal 16′
Quintade 16′
Prinzipal 8′
Gemshorn 8′
Gedeckt 8′
Oktav 4′
Rohrflöte 4′
Oktave 2′
Quinte 2 2/3′
Cornett 3-5fach 8′
Mixtur 1 1/3′
Scharf 3fach 2/3′
Trompete 16′
Trompete 8′

Oberwerk / II. Manual C bis g“‘

Quintade 8′
Gedeckt 8′
Praestant 4′
Flöte 4′
Nasat 2 2/3′
Flachflöte 2′
Terz 1 3/5′
Superquinte 1 1/3′
Cymbel 1/2′
Rankett 16′
Krummhorn 8′

Tremulant

Schwellwerk / III. Manual C bis g“‘ 

Gedecktpommer 16′
Gambe 8′
Vox coelestis 8′
Koppel 8′
Engprinzipal 8′
Ital. Prinzipal 4′
Koppelflöte 4′
Sesquialter 2fach 2 2/3‘
Waldflöte 2′
Sifflöte 1′
Mixtur 5fach 2′
Kling. Zimbel 3f. 1/3‘
Basson 16′
Helle Trompete 8′
Oboe 8′
Clairon 4′

Tremulant

Pedal C bis f1

Prinzipal 16′
Subbass 16′
Gedecktpommer 16′ aus III. Manual
Quintbass 10 2/3′
Oktavbass 8′
Gedacktbass 8′
Choralbass 4′
Hohlflöte 4‘
Nachthorn 2′
Mixtur 2 2/3′
Bombarde 16′
Posaune 8′
Clairon 4′
Singend Cornett 2′

Spielhilfen 

6 Normalkoppeln
2 freie Kombinationen
1 geteilte freie Kombination (4 Fußtritte)
Tutti (Fußtritt)
Handregister zur freien Kombination
Handregister ab 
Zungen ab
Zungeneinzelabsteller
Registerschweller (Walze)
Walze ab (Fußtritt)

Taschenladen, elektropneumatische Traktur

Hier finden Sie einen Prospekt mit Abbildungen der Orgel am ursprünglichen Standort und der ursprünglichen Disposition.

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